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08. Dezember 2023
Inselspaziergang mit Hund
Warum du unbedingt einen brauchst und wie du ihn gestaltest
Dein Hund rennt schonmal vor zu der Wiese, auf der ihr oft Ball spielt?
Am Zaun des Gartens nebenan fängt dein Hund an zu knurren, egal ob der Nachbarshund im Garten ist oder nicht?
Immer wenn ihr an der Pommesbude vorbeikommt, kontrolliert dein Hund alle Bänke die davor stehen?
All dies sind Beispiele dafür, dass dein Hund eine Erwartungshaltung zu bestimmten Orten hat. Er erwartet, dass auf der Wiese der Ball rauskommt, er erwartet den bellenden Nachbarshund hinterm Gartenzaun und er erwartet ein paar Stückchen Pommes unterm Budentisch.
Das kann ganz schön nervig sein, das kann aber auch unglaublich hilfreich sein. Nämlich dann, wenn du mit bestimmten Orten eine Erwartungshaltung verknüpft, die du selber bei deinem Hund aufbaust. Du schaffst damit Inseln für dich und deinen Hund, die zu echten Wohlfühlinseln werden und die dein Hund gerne ansteuert.
Inhalt des Blogartikels
Was ist ein Inselspaziergang?
Ein Inselspaziergang ist eine Spazierstrecke, auf der du an ganz bestimmten Orten immer ganz bestimmte Aktivitätsangebote an deinen Hund machst. Diese Orte nennt man Inseln. Der Spaziergang ist also von dir zu einem gewissen Grad strukturiert und dein Hund weiß nach einigen Wiederholungen wo was passiert und wo er sich auf was freuen kann.
Du bist im Prinzip für die Pommes unterm Tisch verantwortlich 😉.
Wichtig ist dabei natürlich, dass du ausschließlich Angebote an deinen Hund richtest, die er mag. Daher kann ein Inselspaziergang auch je nach Hund sehr unterschiedlich gestaltet werden.
Warum brauchen mein Hund und ich einen Inselspaziergang?
Gut aufgebaute Inseln schaffen bei deinem Hund Erwartungssicherheit, und Erwartungssicherheit in Bezug auf etwas schönes fühlt sich einfach gut an. Gerade unsichere Hunde profitieren sehr davon, wenn sie das, was um sie herum geschieht, ein bisschen besser einschätzen können.
Auch Hunden, die schnell gestresst oder rastlos sind, tut ein Inselspaziergang unheimlich gut, weil sie Anlaufpunkte bekommen, an denen sie wissen, was passieren wird.
Ursprünglich wurden die Inselspaziergänge für Hunde mit Geräuschangst entwickelt. Ziel war und ist es, diesen Hunden Anlaufpunkte zu geben, falls sie während eines Spaziergangs aufgrund eines unvorhersehbaren Geräusches in Panik geraten und flüchten. Um zu verhindern, dass solche Hunde über Straßen bis nach Hause rennen, werden Orte geschaffen, an denen es eine lange Geschichte mit sehr positiven Verknüpfungen gibt.
Doch auch für Hunde, die nicht von solchen Ängsten betroffen sind, oder die sich nicht leicht stressen lassen, bietet ein Inselspaziergang eine Menge Spaß.
Ich als Mensch profitiere übrigens auch von unseren Inselspaziergängen. Wenn es mir einmal nicht so gut geht oder ich selbst gestresst vom Alltag bin, dann wähle ich aus unseren Spaziergehstrecken den Inselspaziergang aus, damit ich mir über die Gestaltung des Spaziergangs keine Gedanken machen muss und meine Hunde trotzdem ausreichend Beschäftigung bekommen. Außerdem gibt es so auch immer wieder Anlaufpunkte für mich, an denen ich ein bisschen die Ruhe genießen kann und meine Hunde weniger Aufmerksamkeit benötigen.
Du brauchst also einen Inselspaziergang, wenn…
- du einen Hund hast, der Geräuschängste hat.
- du einen Hund hast, der in der Umwelt oft unsicher ist.
- du einen Hund hast, der draußen schnell gestresst ist.
- du einen Hund hast, der einfach so Spaß an Beschäftigungsangeboten hat.
- du selbst mal Phasen hast, in denen du gestresst bist.
- du selbst mal Phasen hast, in denen es dir nicht gut geht oder du angeschlagen bist.
- du eine entspannte Zeit mit deinem Hund verbringen möchtest, ohne dir im Vorfeld viele Gedanken um die Gestaltung machen zu müssen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mindestens eines der Kriterien auf dich und/oder deinen Hund zutrifft, stimmt’s?
Wie gestalte ich einen Inselspaziergang?
Es wird also höchste Zeit, dass du einen Inselspaziergang für dich und deinen Hund aufbaust. Ein Inselspaziergang kann wie bereits gesagt, je nach Hund sehr unterschiedlich gestaltet werden.
Ich finde es praktisch, wenn die Strecke für den Inselspaziergang in der Nähe meines Zuhauses ist. Denn wenn es meinem Hund oder mir nicht gut geht, dann möchte ich nicht erst lang fahren oder laufen um dort anzukommen. Du kannst aber auch gut eine Strecke nehmen, auf der ihr euch sowieso schon sehr wohl fühlt.
Die Inseln selbst suche ich so, dass ich ca. alle 5 bis 10 Minuten Laufstrecke eine Insel plane. Ich suche mir dort Orte aus, die nicht direkt auf dem Weg liegen, damit meine Hunde und ich Ruhe haben und auch niemanden stören, der vorbeiläuft. Das sind zum Beispiel kleine Lichtungen, Wiesen oder eine bestimmte Baumgruppe.
Es gibt drei verschiedene Inseltypen. Es gibt Inseln, die mit Entspannung verknüpft sind. Es gibt Inseln, an denen ihr richtig Action machen könnt. Und es gibt Inseln, die im Zeichen der Umwelterkundung stehen.
Diese drei Inseltypen kannst du dann noch mit spezifischen Aktivitäten präzisieren, wenn du möchtest. Je spezifischer eine Insel aufgebaut ist, desto größer ist die Erwartungssicherheit deines Hundes.
Du kannst also sehr allgemein gehaltene Inseln etablieren. Zum Beispiel eine Actioninsel, auf der ihr mal zusammen rennt, mal ein Hetz- und mal ein Zergelspiel zusammen macht.
Genauso kannst du dich aber auch für sehr spezifische Inseln entscheiden. Zum Beispiel die drei Bäume, an denen immer Leckerchen zum Suchen gestreut werden.
Ich habe auf unserem Inselspaziergang sowohl allgemein gehaltene Inseln als auch sehr spezifische.
Beispiele für Inseln
Probiere gerne ein bisschen aus, was dir und deinem Hund gut gefällt. Alles, was euch Freude macht und niemanden gefährdet oder stört ist erlaubt. Die folgenden Beispiele sollen nur eine kleine Anregung darstellen.
Entspannung
- Kausnack anbieten
- Schleckartikel anbieten
- Zusammen auf den Boden setzen und nach Belieben Kontaktliegen oder kuscheln
- Massagen
- Schleckbaum
- Sprinkeln
- …
Action
- Zergeln
- Verlorensuche auf der Rückspur
- Wurfspiel (mit Futter oder Spielzeug)
- Aktivitätskurve
- Rennen
- Tricksen
- …
Umwelterkundung
- Freiverlorensuche
- Leckerchensuche
- Gemeinsam auf Enteckertour gehen
- Dem Hund Zeit zur eigenen Umwelterkundung geben (Wer war hier eigentlich zuletzt unterwegs? – Riech mal.)
- Schnüffelturnen
- …
Was ist noch wichtig?
Ein Inselspaziergang erhält nur dann die so wichtige Erwartungssicherheit für deinen Hund, wenn du an den Inseln IMMER das entsprechende Angebot an deinen Hund richtest. Wenn du mal keine Zeit oder Lust hast, solltest du die Insel nicht einfach auslassen, wenn du daran vorbeikommst. Entweder du suchst dir für solche Tage einen anderen Spazierweg für euch aus. Oder du machst mindestens eine “Sparversion” der Insel. Dann gibt es vielleicht nicht die drei Leberwurstbäume am Wegrand, sondern nur einen.
Mir ist es noch wichtig, dir mitzugeben, dass alle Aktivitäten auf den Inseln immer nur Angebote für deinen Hund sind. Du solltest diese Angebote zwar immer machen, aber dein Hund ist nicht verpflichtet diese anzunehmen. Er darf mal keine Zeit oder Lust dazu haben, im Gegensatz zu dir.
Gerade unsichere Hunde benötigen am Anfang oft Zeit, bis sie gewisse Angebote annehmen können. Wenn man sich nicht sicher fühlt, dann kann man meist auch nicht in Ruhe seinen Kausnack verspeisen. Es ist wichtig, dass du trotzdem immer wieder das Angebot machst, auch wenn du vielleicht enttäuscht bist, dass dein Hund es nicht annehmen kann. Alleine das Gefühl, was dein Hund durch deine zuverlässige Routine erhält, gibt ihm mehr Sicherheit. Ganz nach dem Motto: “Hab ich es doch gewusst, dass er:sie das hier wieder macht!” Und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, da wird dein Hund dein Angebot annehmen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass das ein ganz besonderes Gefühl ist und man sich unheimlich mit seinem Hund freut, dass er so entspannt ist, dass er sich darauf einlassen kann.
Ich wünsche dir und deinem Hund ganz viele schöne Erfahrungen auf eurem Inselspaziergang!