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03. Januar 2023

Ein eigenes Zimmer für jeden Welpen?!

Sinn und Aufbau der Sicherheitszone

Virginia Wolf forderte 1929 in ihrem berühmten Essay ein eigenes Zimmer für jede Frau. Pädagog:innen betonen die Wichtigkeit eines eigenen Zimmers für jedes Kind. Ich bin davon überzeugt, dass auch jeder Welpe ein eigenes Zimmer haben sollte!

Du fragst dich, was du davon hast und wie du deinem Welpen ein eigenes Zimmer gestalten kannst, egal wie groß oder klein deine Wohnung ist? Finde es heraus und lies direkt weiter.

Inhalt des Blogartikels

Warum ist ein eigenes Zimmer so wichtig für deinen Welpen?

Dein Welpe findet zu Hause nicht zur Ruhe?
Er klettert über Tische und Bänke, hängt an deinem Hosenbein und dreht nach der Draußenzeit nochmal so richtig auf?
Wenn du Besuch bekommst, wird das ganze nur noch Schlimmer?

Höchste Zeit fürs eigene Zimmer! 

Das eigene Zimmer ist natürlich nur als Metapher gedacht. Dein Welpe braucht kein ganzes Zimmer für sich allein. Und er braucht erst recht kein eigenes Zimmer, in das man ihn dann einfach abschiebt, wenn er für uns Menschen nervig ist.
Er braucht aber einen Bereich, in den er sich zurückziehen und erholen kann. Er braucht einen Bereich, in dem er sich wohlfühlt und in dem er zur Ruhe finden kann. Er braucht einen Bereich, in dem er Selbstwirksamkeit erfährt, weil der Aufenthalt dort ihm gut tut.

All dies bietet die Sicherheitszone. Wie der Name sagt, ist dies eine Zone, die deinem Welpen Sicherheit bietet. Dort kann er sich zurückziehen, wenn ihm der Trubel in der Familie zu viel wird. Auch wenn es ihm mal nicht so gut gehen sollte, weil er krank, verletzt oder sehr gestresst ist, kann er diesen Ort zur Erholung nutzen.
Wenn meine Hündin Frida sich nach dem Spaziergang sofort in ihre Sicherheitszone flüchtet, weiß ich ziemlich sicher, dass sie schmerzbelasteter ist als sonst (sie hat mittlerweile leider mehrere körperliche Baustellen, die trotz Medikation tageweise schlechter sind). Allein dafür ist die Sicherheitszone Gold wert, denn dann weiß ich, dass ich die Spaziergänge kürzer oder weniger belastend gestalte und/oder die Dosierung der Medis anpassen sollte. 
Es wird im Leben deines Welpen auch immer wieder Situationen geben, die ihm Angst machen, ihn verunsichern oder stressen. Gerade auch übermäßiger Stress führt häufig dazu, dass dein Welpe richtig aufdreht und du ihn kaum noch beruhigen kannst. Er weiß dann einfach nicht, wie er mit den ganzen Reizen umgehen soll. Die Sicherheitszone kann auch hier ein wertvolles Tool sein, denn diese ist mit Entspannung verknüpft und hilft deinem Welpen sich besser zu fühlen und runterzufahren.
Die Sicherheitszone ist auch eine wirklich gute Basis für das Trennungstraining. Wenn du später mit deinem Welpen übst, dass er entspannt alleine bleiben kann, wird sie dir das Training um einiges leichter machen. Denn stell dir vor, dein Welpe fühlt sich plötzlich unwohl, wenn er allein zu Hause ist. Du kannst ihm nicht helfen oder ihn unterstützen, wenn du nicht da bist. Wenn er aber eine gut aufgebaute und mit positiven Dingen verknüpfte Sicherheitszone hat, weiß er, was er tun kann, damit es ihm besser geht: er geht in seine Sicherheitszone. Dieser Bereich wird somit zur Bewältigungsstrategie und lässt deinen Welpen so Selbstwirksamkeit erfahren.

Die Gestaltung der Sicherheitszone

Vom Ort über die individuellen Vorlieben für Liegeplätze bis hin zur Stillung der Grundbedürfnisse gibt es bei der Gestaltung der Sicherheitszone für deinen Welpen einiges zu beachten. 
Da jeder Hund anders ist und in anderen Wohnverhältnissen lebt, kann auch eine Sicherheitszone ganz unterschiedlich aussehen. 

Welcher Ort ist am besten geeignet?

Bei der Auswahl des Ortes für die Sicherheitszone kommt es natürlich auf die Gegebenheiten in deiner Wohnung oder deinem Haus an. Doch egal wie du wohnst, die Sicherheitszone für deinen Welpen sollte im besten Fall nicht in einem Durchgangsbereich liegen.
Stell dir vor, du entspannst gerade in deinem Lieblingssessel, liest ein gutes Buch und trinkst einen Tee. Es könnte so schön und erholsam sein, doch dauernd läuft jemand an dir vorbei, bleibt vielleicht noch kurz stehen, schaut dir über die Schulter oder wirft einen Blick auf deine Tasse Tee. Außerdem fragst du dich auch zwischendurch, wohin diese Person wohl jetzt geht und was sie wohl spannendes machen wird.
Deinem Welpen wird es noch schwerer fallen als dir, sich unter solchen Umständen wirklich zu entspannen und runterzufahren. 

Du überlegst gerade, ob du dann die Sicherheitszone wohl lieber in dem hintersten Zimmer deiner Wohnung einrichtest? Am besten das, in das sowieso nie jemand geht und was ziemlich ungenutzt und vergessen in deiner Wohnung vor sich hinschlummert? 
Dort ist es vielleicht schön ruhig und niemand stört deinen Welpen, aber würdest du dich nicht abgeschoben und vom Leben ausgeschlossen fühlen, wenn du weit weg von allen anderen entspannen sollst?
Gerade Welpen haben in der Regel ein großes Bedürfnis nach Nähe und möchten möglichst nicht von ihren Bezugspersonen getrennt sein. 

Richte die Sicherheitszone deines Welpen also am besten in einem Zimmer ein, in dem ihr euch sowieso häufig aufhaltet um gemeinsam zu entspannen. Das kann zum Beispiel dein Wohn- oder Schlafzimmer sein. Wenn du viel im Homeoffice arbeitest, kannst du auch dein Arbeitszimmer nutzen.
Am einfachsten machst du es dir und deinem Welpen, wenn du ihn ein paar Tage beobachtest und herausfindest, in welchem Zimmer und an welchem Ort er sich gerne aufhält und zur Ruhe kommen kann. Dieser Ort ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine gute Wahl für die Sicherheitszone.

Individuelle Vorlieben beachten

Beim Ort kannst du noch Kompromisse eingehen und ihn so wählen, dass er auch für dich günstig ist und du die Sicherheitszone stimmig in deine Wohnung integrieren kannst. Aber wenn es um die Gestaltung der Sicherheitszone an sich geht, solltest du unbedingt die individuellen Vorlieben deines Welpen berücksichtigen. 
Viele Hunde mögen einen Rückzugsort der höhlenartig ist. Wenn dein Welpe häufig unter Stühlen, Tischen oder ähnlichem liegt, dann ist eine Höhle mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Ding. Dann kannst du zum Beispiel gut eine Box in die Sicherheitszone stellen. Wenn du dich für eine Box entscheidest, beachte bitte unbedingt, dass diese nicht zum Einsperren gedacht ist. In der Sicherheitszone meiner Hündin Frida befindet sich auch eine Box, bei der ich direkt die Tür ausgebaut habe, da wir sie eh nicht nutzen und sie sonst nur stört.
Für manche Hunde kann ihr Liegeplatz gar nicht kuschelig genug sein – sie lieben warme Decken, flauschige Kissen. Andere liegen lieber härter und kühler. Auch hier ist es am geschicktesten, wenn du deinen Hund im Alltag aufmerksam beobachtest und dir vielleicht sogar mal über ein paar Tage hinweg notierst, wo und wie dein Hund entspannt liegt. 

Du kennst das sicher auch von dir: unsere Vorlieben können sich im Laufe unseres Lebens ändern und auch die Jahreszeiten nehmen Einfluss auf unsere Vorlieben. Bei deinem Welpen ist es genauso. Hunde die es nicht kuschelig genug haben können, liegen im Sommer vielleicht auch mal gerne ausgestreckt auf den kühlen Fliesen. Ein Hund, der als Welpe gerne härtere Untergründe bevorzugt hat, freut sich im Alter wahrscheinlich trotzdem über eine orthopädische Matratze. 
Vergiss also nicht, deinen Hund übers Jahr und die Jahre hinweg weiter in Hinblick auf seine Vorlieben zu beobachten und passe die Ausstattung seiner Sicherheitszone gegebenenfalls an seine neuen Bedürfnisse an. 

Aufbau Sicherheitszone Hund

Hier siehst du die Sicherheitszone von Frida. Sie befindet sich im Wohnzimmer in der hinteren linken Ecke, direkt hinterm Sofa. Dort hat sie ihre Ruhe (besonders auch vor Pelle, meinem Rüden) und ist in der Nähe ihrer Bezugspersonen.

Als Terriermix ist Frida ein Höhlenfan, daher liebt sie ihre Box. Da sie sehr geräuschempfindlich ist, habe ich die Box mit Schaumstoff ausgestattet, sodass sie noch geschützter gegen Außengeräusche ist. 

Frida mag es gerne kuschelig, deshalb gibt es über der Matte in der Box auch noch eine richtige Bettdecke. Da kann sie sich dann nach Herzenslust ein Nest zurecht scharren.

Da sie auch gerne lang ausgestreckt liegt, wenn sie richtig tiefenentspannt ist, liegt vor der Box eine flachere orthopädische Matte. 

Was in keiner Sicherheitszone fehlen sollte

Auch wenn die Gestaltung der Sicherheitszone für jeden Hund anders aussehen kann, gibt es einige Dinge, die in keiner Sicherheitszone fehlen sollten.
Dein Welpe sollte mindestens zwei unterschiedliche Liegeflächen haben – eine geschütztere, in die er sich einkuscheln kann und eine freiere, auf der er sich richtig lang machen und ausstrecken kann.
In der Sicherheitszone soll dein Welpe seine Grundbedürfnisse stillen können. Stelle ihm also seinen Wassernapf in erreichbare Nähe. Auch sein Futter kannst du ihm dort geben. Dazu erzähle ich dir aber weiter unten noch mehr. 
Da Entspannung nicht zwangsläufig “rumliegen und schlafen” bedeutet, sollte die Sicherheitszone deinem Welpen genügend Bewegungsfreiheit bieten. Auch die Beschäftigung mit Spielzeug oder Kauartikeln kann deinem Welpen helfen runterzufahren. Schaue also, dass die Sicherheitszone nach Möglichkeit nicht zu beengt ist. Bedenke auch, dass dein Welpe bald schon um einiges größer sein wird als er jetzt vielleicht noch ist. Alleine sich andersrum hinzulegen erfordert dann wahrscheinlich einen deutlich größeren Wendekreis.

Was du besonders bei einem Welpen beachten musst

Da ein Welpe spitze Zähne und gerade in der Zeit der Zahnung ein erhöhtes Kaubedürfnis hat, solltest du bei der Ausstattung der Sicherheitszone einiges beachten. Wenn dir die Unversehrtheit von Box, Decken, Kissen oder Matten wichtig ist, legst du am besten ausreichende alternative Kaumöglichkeiten mit in die Sicherheitszone. Das könnte zum Beispiel sein:

  • mit Stofffetzen gefüllte alte Socke – so kann dein Welpe sein Rupf- und Kaubedürfnis stillen
  • ein altes Bettlaken oder Handtuch, was nach Belieben zerlegt werden darf – du kannst hier auch Leckerchen einwickeln und so die Beschäftigung für deinen Welpen spannender gestalten
  • Kauwurzeln – Vorsicht, nicht jede Wurzel ist geeignet: achte darauf, dass diese nicht splittern und deinen Welpen verletzen könnten!
  • Kauspielzeug – es gibt ein großes Angebot an Spielzeugen, die du mit Futter befüllen kannst
  • getrocknete Kauartikel wie Dörrfleisch, Schweineohren etc. – lasse deinen Welpen nicht damit alleine (er könnte sich verschlucken) und wähle nicht zu harte Kauknochen (die Welpenzähnchen sollen ja nicht abbrechen)
  • gekühlte Möhren – die bringen zusätzlich Linderung, wenn dein Welpe seine Milchzähne verliert und die neuen Zähne durchs Zahnfleisch brechen

Der Aufbau der Sicherheitszone

Du hast einen guten Ort gefunden und die Vorlieben deines Welpen bei der Gestaltung mit einbezogen? Super, dann kannst du nun damit beginnen, diesen neu gestalteten Bereich für deinen Welpen zu seinem eigenen Zimmer zu machen, in das er sich zurückziehen, erholen und einfach wohlfühlen kann.
Als wichtigste Regel für die Sicherheitszone deines Welpen gilt:

In der Sicherheitszone beginnt alles Schöne und passiert nichts Schlechtes!

Das bedeutet, dass dein Beobachtungsauftrag noch nicht zu Ende ist. Notiere dir, was dein Welpe zu Hause gruselig oder auch einfach nur nicht angenehm findet. Das kann zum Beispiel der Staubsauger sein, oder dass du deinem Hund eine Zecke ziehst. Teo, der Hund meiner Eltern findet ein Fußballspiel im Fernsehen sehr unheimlich (wahrscheinlich, weil mein Vater sich da sehr reinsteigern kann…) und meine Hündin Frida mag nicht immer ihre Tabletten nehmen, die jedoch sehr wichtig für sie sind (sie bekommt auch ziemlich dicke Kapseln, an denen sie sich leider trotz Lachscreme schonmal verschluckt hat…).
Sollte dein Hund sich also gerade in der Sicherheitszone aufhalten, lässt du solche Dinge also bitte bleiben und machst sie entweder an einem anderen Zeitpunkt oder du bietest deinem Hund einen alternativen Aufenthaltsort an.

Natürlich kannst du nicht alles unangenehme von deinem Hund fern halten. Leider können wir Gewitter nicht verhindern oder die Handwerker nebenan abbestellen. Aber genau für solche Situationen ist die Sicherheitszone ja dann später auch als Unterstützung für deinen Hund gedacht. Wichtig ist aber, dass du Dinge, die du beeinflussen kannst, auch zu Gunsten deines Hundes beeinflusst, damit er möglichst viele gute Assoziationen zu seiner Sicherheitszone hat.

Diese positiven Verknüpfungen kannst du natürlich auch aktiv unterstützen. Alles, was dein Welpe toll findet, beginnt in der Sicherheitszone. Wenn er sein Futter gerne mag (was ich hoffe!), dann kannst du ihn dort füttern. Seine Kau- oder Schleckartikel bekommt er in seinen Bereich gelegt. Er darf seinen Kauknochen natürlich auch aus der Sicherheitszone raustragen und an einem anderen Ort verspeisen. Wichtig ist nur, dass der Spaß dort beginnt. Auch ruhigere Beschäftigungsangebote können in der Sicherheitszone beginnen. Du kannst zum Beispiel ein Suchspiel von dort aus starten. Wie wäre es mit einer Leckerchen-Spur hin zur Sicherheitszone, in der dann eine gefüllte Schleckmatte wartet?
Ich lege auch gerne immer mal wieder eine Überraschung in die Sicherheitszonen meiner Hunde, wenn sie mich nicht beobachten. Ab und zu ein paar gestreute Futterbrocken oder einen kleineren Kauartikel im eigenen Zimmer finden, erfreut jedes Hundeherz.

Da die Sicherheitszone deinem Welpen zur Ruhe verhelfen und für ihn zum Rückzugsort werden soll, lautet die zweite wichtige Regel:

Befindet sich dein Hund in seiner Sicherheitszone, wird er dort von ALLEN in Ruhe gelassen!

Er wird nicht angestarrt, angesprochen oder gar angefasst! Das gilt insbesondere für fremde Personen und Gäste. Auch Kindern sollte diese Regel klar artikuliert und der Sinn dahinter erklärt werden. Am Anfang kann es helfen, die Zone mit buntem Klebeband am Boden klar zu umgrenzen und so den Bereich vom restlichen Wohnraum optisch zu trennen.

Die Sicherheitszone sollte auch möglichst wenig mit dir zu tun haben. Sie soll ja dazu dienen, dass dein Hund eine Strategie lernt, sich selbst zu beruhigen und für Wohlbefinden zu sorgen. Da besonders Welpen aber verständlicherweise ein sehr großes Nähebedürfnis zu ihren Bezugspersonen haben, kannst du dich natürlich in der ersten Zeit zu deinem Welpen setzen oder legen und mit ihm gemeinsam entspannen. Alles was deinem Welpen hilft, sich in seiner neuen Sicherheitszone wohlzufühlen, ist erlaubt! 
Du kannst deine Anwesenheit und die Interaktionen mit deinem Hund dann mit der Zeit kleinschrittig weniger werden lassen und ausschleichen. Dies gelingt umso leichte, desto mehr (ruhige) Beschäftigungsmöglichkeiten du ihm dort anbietest, die er eigenständig nutzen kann.

Auf diesem Bild siehst du die Sicherheitszone von Pelle, meinem Rüden. Er mag Boxen nicht so gern, wir haben es länger ausprobiert, aber wahrscheinlich kann er dort seine langen Gräten nicht so gut ausstrecken.

Von seinem Kissen aus hat er den Raum gut im Blick, was ihm Sicherheit gibt. 

Wenn er sich richtig ausstrecken möchte, wechselt er auf den Teppich davor.

Der Nachteil an dieser eher offen gestalteten Sicherheitszone ist, dass er ab und zu Besuch von Frida bekommt. Hier ist es nicht so einfach darauf zu achten, dass er in seinem Bereich wirklich in Ruhe gelassen wird. Ich habe aber mit Frida geübt, dass sie seinen Bereich soweit respektiert, was auch meistens gut funktioniert.

Jetzt liegt es an dir!

Wie du siehst, ist es wirklich nicht schwer und doch so wichtig, deinem Hund eine Sicherheitszone aufzubauen. Also los, fange direkt an! Du weißt ja jetzt, wie es geht. Wo ist ein guter Platz für die Sicherheitszone deines Welpen? Mag er es höhlenartig, frei, kuschelig oder kühl?

Du hast einen Welpen und möchtest von Anfang an alles richtig machen?

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